Aus der Feuerwehr Chronik 1932-1982 von Hans Christian Davidsen
Das Feuer und unsere Feuerwehr.
Ohne Feuer keine Wärme, kein Licht, keine Lebensmöglichkeit. Das Feuer ist der gute Freund der Menschheit und Ausdruck der Freude. Aber das Feuer ist auch der größte Feind des Menschen und der Tierwelt. Wir geben Schiller recht: wohltätig, wenn gezähmt und bewacht, doch wehe, wenn der Mensch die Kontrolle über das Feuer verliert. Es vernichtet dann Hab und Gut; was wir lieben wird zur Asche und damit nutzlos. Gegen diese gefürchtete Macht sucht der Mensch sich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu wehren. Schon die Ägypter hatten im Altertum eine Feuerwehr, sagt die Überlieferung. Ihre Waffe war das Wasser, welches in oder auf das Feuer geworfen wurde, damit es erstickte. Seitdem suchte man verschiedene Geräte zu erfinden, die das Löschen erleichtern sollten. Einer der ersten Versuche war wohl der „Heronsball“, ein mit Wasser gefüllter Ball, aus dem ein Schlauch aus Leder herausragte. Der sonst luftdicht abgeschlossene Ball wurde erhitzt, wobei Überdruck entstand, welcher bewirkte, dass das Wasser aus dem Schlauch herausgedrückt wurde. Ein umständliches und wenig brauchbares Gerät.
Mit dem Städtebau wuchs die Feuergefahr und das Bestreben, für ein plötzliches Eingreifen bereit zu sein. Die Stadt Rom soll nach zeitgenössischen Darstellungen zur Zeit Christi Geburt eine Feuerwehr von fast 7000 Mann gehabt haben. Von unserem Land ist von der Zeit darüber nichts bekannt. Hier gab es zu der Zeit auch nur wenige und wenn, dann auch nur kleine Städte, die aber mit den folgenden Jahrhunderten zunahmen an Zahl und Größe. Durch Brandkatastrophen veranlasst, wurden bereits in der Zeit von 918 bis 936 n. Chr. behördlicherseits Anordnungen getroffen, die die Feuergefahr vermindern sollten. Die Herdfeuer sollten abends gelöscht werden und der gleichen.Man kann diese Zeit als den zaghaften unvollständigen Beginn eines Feuerlöschwesens betrachten. Es hat überdies noch lange gedauert, bis eine gewisse Ordnung im Feuerlöschwesen geschaffen worden war.
Die erste Feuerwehrspritze allerdings wurde erst Mitte des 16. Jahrhunderts erfunden. Die Fugger in Augsburg und Nürnberg waren daran beteiligt, sie einzuführen. Hatte man bisher durch die Bildung einer Menschenkette von der Wasserstelle bis zum Brandherd die Wassereimer von Hand zu Hand gereicht, so konnte man durch diese Spritze den Schaden durch ein Schwenkrohr mit Wasser besprühen. Das Wasser wurde in den Spritzkasten hinein gegossen, während zur Bedienung der Pumpe 28 Mann und ein Rohrmeister benötigt wurden. Das Schwenk- oder Wenderohr hatte allerdings nur eine sehr beschränkte Bewegungsmöglichkeit. Um 1690 beschäftigte Jan v.d. Heide mit dem Schlauchproblem. Zunächst wurden Schläuche aus Leder und später auch aus Segeltuch gefertigt, die aber sehr schwer zu hantieren und dazu kurzfristig haltbar waren. Jan v.d. Heide, der eigentlich Bildhauer von Beruf war, beschäftigte sich aber weiter mit der Ausrüstung zur Feuerbekämpfung. Die Hanfschläuche, die dann allmählich Anfang des 17. Jahrhunderts in Gebrauch kamen, waren zwar schwer, hatten aber eine bessere Reißfestigkeit. Um diese Zeit entwickelte der Schlaucherfinder ebenfalls das Saugwerk, welches ein wesentlicher Fortschritt bedeutete. In fast 100 Jahren danach ist eine bemerkenswert bessere Handhabe in der Feuerbekämpfung nicht zu verzeichnen.
Große Feuersbrünste in London und Paris, auch in Hamburg und Karlsruhe geben Veranlassung zu einer weiteren Entwicklung des Feuerlöschwesens. In Meißen schloss sich der Turnerbund zu einer Turner Feuerwehr zusammen. 1846 folgte eine zweite Bildung in Duisburg und so entstanden in ganz Deutschland hin und her in den Städten Freiwillige Feuerwehren in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Schleswig-Holstein machte darin eine Ausnahme. Wahrscheinlich waren die hier auftretenden politischen Konflikte und Unruhen daran Schuld. Erst in den 80er Jahren wurden hier die ersten Freiwilligen Feuerwehren gegründet; zunächst in den Städten, wo später dann notwendigerweise aus den Freiwilligen dann die Berufsfeuerwehren entstanden. Auf dem Lande wurden auf gesetzlicher Grundlage die wehrfähigen Männer zu Zwangsfeuerwehren herangezogen. Die Feuerlöschgeräte waren zunächst sehr primitiv. Jeder Einwohner war verpflichtet, mindestens einen Eimer mit seiner Hausnummer für den Feuerlöschdienst bereit zu halten, außerdem sollte er eine zuverlässige Steigeleiter am Hause haben, sowie einen Feuerhaken, mit dem man evtl. noch in letzter Not Sachen aus dem brennenden Gebäude durch Fenster und Türe herausholen konnte.
Die mit Reet gedeckten Häuser sollten über der Eingangstüre anstatt Strohnähte später Drahtnähte zum Festnähen der Bedachung haben. Der Zweck war klar: das brennende Dach rutschte nämlich sehr schnell ab und dann war jede Möglichkeit versperrt, noch etwas zu retten. Durch den Draht wurde eben das Reet einige Minuten länger festgehalten, in denen der Eingang zur Not noch benutzt werden konnte. Obwohl jeder Dorfbewohner in der Not zur Stelle war, hatten ja die Männer ihre besonderen Abzeichen und Aufgaben. Die sogen. Wassermänner hatten einen blauen Armstreifen. Sie hatten die Aufgabe, die Wasserträger schnellstens zu organisieren und mussten außerdem, als eine Wasserspritze angeschafft worden war, dieselbe bedienen, d. h. pumpen. Die zweite Mannschaft hatte rote Ärmelstreifen. Sie waren am Feuer, sollten das Feuer bekämpfen und retten, was zu retten war. Diese Mannschaft war wieder eingeteilt zum Schutze des in Gefahr befindlichen Nachbarhauses. - “Patschmänner“ -
Die Geräte.
So komme ich nun zu den damaligen Geräten. Die Patschmänner hatten längere Stangen, die feucht gemacht wurden. Sie bewachten die gefährdeten Dachflächen des Nachbarhauses und klatschten die fliegenden und sich lagernden Funken aus. Dazu war an dem Stangenende ein aus Band angefertigter Fächer mit Sackleinen umwickelt. Hauptwaffe gegen das Feuer war und blieb immer Wasser, welches mittels Eimer von Hand zu Hand an den Feuerherd herangetragen wurde. Dann aber gab es endlich die Kübelspritze, ähnlich wie auf Seite 1 beschrieben. Wann Bramstedt diese schon alte Erfindung ins Dorf bekommen hat, ist mir nicht bekannt. Der Vorteil dieses Gerätes bestand darin, dass das Feuer aus etwas weiterer Entfernung mit Wasser bekämpft werden konnte. In meiner Schulzeit habe ich noch mit dieser Spritze Bekanntschaft gemacht. Bramstedt hatte 1912 eine moderne Handdruckspritze bekommen, mit einer Doppelpumpe und was sehr wichtig war, mit einer Saugvorrichtung. Vorausgesetzt, man hatte Schlauchmaterial genug, konnte man von der Wasserstelle aus durch die Druckspritze mit 16 Mann Bedienung das Wasser an den Feuerherd heranbringen.
Im Jahre 1912 stand die Spritze eine zeit lang an der Ecke am Südende des Schulsteiges. Wir Jungen stellten fest, dass sie mit einem kurzen Schlauchende und einem Strahlrohr von ungefähr 1,20 m Länge noch imstande war, zu spritzen. Wir hatten aber keine Eimer, um Wasser in den Kübel zu bringen, sonst wäre der Spaß größer gewesen. War das Feuer im Dorf, dann konnte man für kürzere Strecken mit der Mannschaft diese Spritze transportieren. Die neue erforderte Pferdekraft. Bei den jährlichen Dorfrechnungsversammlungen wurde klargelegt, wer mit dem Gespanndienst für die Feuerwehrspritze und evtl. für die Beförderung der Mannschaft im kommenden Jahr dran war.
Die Spritze war bisher bei Chr. Peter Hansen am Südende des Schulsteiges in der alten Schmiede untergebracht. Am 22. August 1911 bewilligte die Gemeindevertretung Ladelund den Neubau eines Spritzenhauses, welches Peter Leonhard in Ladelund südlich der Dorfstraße gegenüber der damaligen Gastwirtschaft erbaute. Es wurde nicht größer, als dass eben die Spritze hineingeschoben werden konnte. Die nassen Wasserschläuche wurden zum Trockenen über das Pappdach gelegt, was bestimmt ihrer Haltbarkeit nicht zuträglich gewesen ist. Im zusammengerollten Zustand wurden sie teilweise auf der Spritze verstaut. Der Rest lag dann auf den Balken, auf denen auch die drei Patschen lagen.
Die Wasserversorgung Bramstedts war im nördlichen Teil ziemlich gut, da in Thomas Hansen und Chr. Carlsens Toft, sowie auch westlich von Christian Hansen Mergelkuhlen waren. Auch hatten sie damals den Dorfteich zur Verfügung. Später kümmerte sich auch die Behörde darum, dass genügend Löschwasser vorhanden war. Eine verantwortliche Meldung hierüber war vom Amt jährlich fällig.
So hatte man in alter Zeit schon ein wachsames Auge darauf, dass Feuerbekämpfungsmittel möglichst immer vorhanden waren. Aber werfen wir einmal einen Blick auf die zahlreichen Gefahrenquellen in unserem Dorf. Es sind niedrige Strohdachgebäude gewesen. Sie waren mit offenen Schornsteinen versehen, also immer ein offenes Feuer, das natürlich durch die Hausfrau bewacht wurde. Oft wurde mit Heidekraut und sonstigem Buschwerk gefeuert und der Vorrat lag direkt am offenen Kamin. Die Beilegeröfen bargen keine Gefahr, wenn sie in Ordnung waren, weil von der Schornsteinseite aus mit Torf gefeuert wurde. Gefährlicher waren dann schon die großen breiten Öfen, in denen die Hausfrau gleichzeitig öfters auch Kartoffeln für die Schweine kochte.
Die Lampen boten mit der offenen Flamme wenig Sicherheit. Besonders bei den Tranlampen hing der Binsendocht mit der Leuchtflamme über der Kante des flachen Gefäßes. Eine dauernde Überwachung war nötig, weil das verbrannte Dochtende noch mit etwas Glut herabfallen konnte. Auch die Talg- und Wachslichter hatten offene Flammen. Die aufkommende Petroleumlampe war eine Errungenschaft. Zwar durfte sie nicht mit dem Zylinderende zu nahe an die Decke. Manche hatte über dem Zylinderglas noch eine Blechschutzhülle, damit die Hitze nicht direkt auf die Holzdecke prallte. Da waren die Tischlampen fast besser; doch auch hier musste man lieber die Kinder nicht alleine zu Hause lassen. Ich weiß, dass in solchen Fällen aus Sicherheitsgründen eine einfache Hängelampe, die sonst z. B. am Webstuhl abends gebraucht wurde, gegen die Tischlampe ausgetauscht wurde, damit die Eltern beruhigt sein konnten. Denken wir noch zusätzlich an die Stalllaterne.
Bevor die Sturmlaternen in Gebrauch kamen, waren auch hier besondere Gefahren. In den meisten Ställen waren die Bodenbretter mit 3–4 cm Zwischenräumen auf die Balken gelegt; hier hingen die Heu - und Strohhalme heraus. So gab es überall im Hause Gefahren. Alles, woraus diese alten Bauernhäuser gebaut waren, war leicht entzündbar. Was bei einem Schadenfeuer von einem Bauernhaus übrig blieb, war nur ein kleiner Haufen Mauersteine und früher waren die Mauern noch mit Fachwerkbalken durchzogen, so dass fast nichts mehr übrig blieb. Bedenkt man noch, dass dadurch, dass nach dem Entstehen des Feuers das Alarmhorn geblasen werden musste, die Dorfbewohner mit ihren Feuerlöscheimern an den Brandherd eilten und eine Eimerkette von der Brandstelle zur Wasserstelle herstellten, soviel kostbare Zeit verloren ging, dass die Rettung von Gebäudeteilen oder Inventar aussichtslos war.
Ganz sicher waren die Bramstedter froh, als sie um 1912 eine mit Doppelpumpe ausgerüstet Handdruckspritze bekamen. Sie konnte allerdings erst in Funktion treten, wenn mindestens 12 Mann zur Stelle waren. 4 Mann mussten schnellstens die Schläuche fertig machen und zum Ziehen der Spritze gehörten 8 Mann, die dann aber noch keine Ablösung hatten. Außerdem wurden evtl. auch noch sofort Männer mit Patschen benötigt, die Nachbargebäude in Schutz nehmen mussten. Traf es sich überdies, dass die Leute bei der Feldarbeit waren, dann kann man sich vorstellen, dass manchmal die aller dringendsten Aufgaben bei einem ausbrechenden Hausbrand zu lösen waren. Sind Menschen und Tiere in Gefahr? Hier zu retten war die erste Pflicht. Und recht viel mehr hat man erst in neuerer Zeit erreichen können, als die Gebäude etwas brandsicherer gebaut wurden und Geräte modernerer Art in die Hände unserer Feuerwehrleute kamen.
Ende des Jahres 1931, nachdem wir bei einigen Bränden das gute tatkräftige Eingreifen der 1922 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Ladelund gesehen hatten, wurde auch bei uns in Bramstedt der Wunsch laut, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Es war genug Interesse für eine vollzählige Mannschaft vorhanden und so wurde dann im Jahre 1932 die Gründung beschlossen. Die allgemeine Einstellung unseres Dorfes war durchaus positiv. Ein Zusammenschluss der Männer auf kameradschaftlichem Wege würde auch das dörfliche gesellschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl fördern. Auch die Gemeinde Ladelund, zu der damals Bramstedt noch gehörte, bejahte die Gründung, ließ aber auch sofort durchblicken, dass die finanzielle Angelegenheit zunächst etwas schwierig sein würde. Man wäre genötigt, dieses bei der Anschaffung von Uniformen zu berücksichtigen. Bei den sonstigen Ausrüstungsgegenständen konnte man ja nicht sparen. Die Gurte z. B. und die Leinen mussten aus einwandfreiem Material hergestellt sein. An den Helmen ließ sich im Hinblick auf die Sicherheit auch nicht viel sparen. Also mussten wir an den Uniformen sparen. Wir waren zufrieden mit den billigen dünnen blauen Jacken und trösteten uns, dass die Zeiten auch mal für die Gemeindekassen etwas rosiger werden könnten.
Im Vordergrund stand zunächst die Gründung. Es wurde zu einer Gründungsbesprechung eingeladen, die am 12. Februar 1932 in Hansens Gastwirtschaft stattfand und zum Zusammenschluss von 30 Männern zu einer „Freiwilligen Feuerwehr Bramstedt“ führte.
Es waren folgende:
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Carsten Petersen, der als Hauptmann gewählt wurde
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Christian Andersen, Königsacker, der die Spritze führte
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Hans Christian Davidsen, der Steigerführer wurde
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Peter Pauls, als Schriftführer und Vorsitzender
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Jens Christiansen
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Christian Carlsen
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Johann Nicolaisen
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Boy Unglaube
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Wilhelm Unglaube
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August Unglaube
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Iwer Christiansen
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Peter Christiansen
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Hans Christiansen
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Jes Hansen
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Lauritz Nielsen
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Erwin Schulz
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Peter Johannsen
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Helmut Mielke
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Christian Andreas Hansen
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Jürgen Nissen
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Werner Grimm
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Christian Sönnichsen
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Nicolai Jacobsen
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Andreas Hansen
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Jürgen Tychsen
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Matthias Petersen
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Arthur Süllwold
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Nicolai Carlsen
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Nicolai Hansen
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Markus Sievers
In das Ehrengericht wurden berufen:
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Peter Pauls, Hans Chr. Davidsen, Christian Carlsen, Christian Sönnichsen und Hans Christiansen.
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Die Gerätewartung übernahm Willi Unglaube.
So hatten wir uns nun organisiert und das erforderte dann einheitliche Bekleidung, also Uniformen. Die Firma Jensen, Husum kam bald eines Abends mit einer Auflage verschiedener Muster. Leider waren wir weitgehend an die Kapitalkraft der Gemeinde Ladelund, zu der wir damals ja gehörten, gebunden. Wir wurden uns einig: Lieber wollten wir uns mit der billigen Sorte begnügen und dann alle gleich sein, als die Hälfte in Uniform und die andere in zivil. So bekamen wir sogenannte Pilotjacken. Sie waren dünn, aber jedenfalls blau. Ich meine, mich erinnern zu können, dass uns rund 700,-- Mark zur Verfügung standen. Das war für jeden Feuerwehrmann nur 23,-- Mark. Und als wir dann eines Tages alle in Reih' und Glied angetreten waren, da sahen wir uns an und meinten, mit diesem Zusammenschluss zu einer Freiwilligen Feuerwehr doch etwas Nützliches für die Heimat getan zu haben.
Als Auftakt haben wir dann an einem der nächsten Sonntage unsere neuen Uniformen angezogen und sind durch unser Heimatdorf marschiert. Anschließend fanden wir uns beim Gastwirt Hansen ein und haben ein wenig gefeiert.
Während in der großen Politik alles zur Gleichschaltung drängte, wollten wir unserem Dorf, unserer Heimat dienen. Jeder wollte seinem Kameraden zur Seite stehen:
„Einer für alle und alle für einen!“
Zunächst kümmerten wir uns nicht so viel um politische Verbände. Wir haben nach der alten, vom Ersten Weltkrieg bekannten Methode, exerziert; in Gruppen- und Zugformation. Wir haben am Gerät exerziert, damit alles im Ernstfall funktioniert. Die 16 Mann, die eigentlich die Kraft hergeben sollten, damit das Wasser auch genug Druck hatte, bewährten sich schließlich gut.
„Ablösung vor!“ Durchgreifen des hinteren Gliedes und erfassen der Zugstange. Das ging schon gut. Das Auslegen der Schläuche wurde geübt und ging auch immer besser. Wir durften sie nicht allzu oft nass machen, weil wir kein Trockengerät besaßen. Die Schläuche wurden zum Trocknen über das Spritzhaus gelegt, das Dach bestand aus Teerpappe und Vorsicht war geboten, damit die Hanfschläuche durch scheuern keinen Schaden nehmen konnten. Mit der Zeit hatten wir alle unsere Löschteiche abgemessen und wussten genau, was wir erreichen konnten. Mit der Süderstraße waren uns schwere Bedenken gekommen; hier mussten wir einige Schlauchlängen mehr haben. Wegen der Aufbringung der Kosten ging das aber nicht immer so schnell. Aber einen Hydranten wollte man uns bewilligen und der sollte dann ja unbedingt an der Süderstraße eingebaut werden. Die Frage war vordringlich, ob hier überhaupt eine ausreichende Wasserader vorhanden war.
Verschiedene Kameraden probierten an einem Sonntagvormittag anlässlich einer Übung ihre Kunst mit der Wünschelrute. Bei manchem zitterte sie und bei einigen wieder nicht. Der Einzige, auf den wir meinten, uns verlassen zu können, war Nicolai Carlsen. Er ging eine Weile und kam schließlich zuletzt durch die Türe der Gaststube bis an die Theke.Hier reagierte die Wünschelrute angeblich sehr stark und so wollten die Männer erst einmal die Ergiebigkeit dieser Ader erproben. Es ergab sich bis Mittag eine vergnügte Stunde. Immerhin aber hinterließ dieser Vormittag ernstes Nachdenken über die so dringend notwendige Sicherung des Löschwassers. Zwar wurde nach kurzer Zeit ein Hydrant erstellt, doch mussten wir feststellen, dass man sich bei einem größeren Schadenfeuer nicht auf die nötige Wassermenge verlassen konnte. Später wurden allmählich ein paar Schlauchlängen mehr angeschafft. War nun unsere Feuerwehr schlagkräftig genug? Die Steiger, die bei den Übungen ihre Leinen prüften, auch mal ihre Schwindelfreiheit bewiesen, ihr an sich primitives Gerät, die Patschen, zu hantieren verstanden, waren, wie die Männer an der Spritze in Ordnung. War aber auch die Führung fähig, die Männer zu gegebener Zeit einzusetzen im Ernstfall? Auf der Schule war noch keiner.
Die Kreisfeuerwehrleitung drängte darauf, dass jemand aus der Bramstedter Wehr endlich die Landesfeuerwehrschule besuchen sollte. Carsten Petersen, der inzwischen im Krankenhaus gelegen hatte und ernstlich krank gewesen war, konnte man es nicht zumuten. Christian Andersen meinte, er wäre zu alt dazu. Wir hatten als Freiwillige schon einige ernste Einsätze gehabt, wo offensichtlich jeder Mann bestrebt war, sein Bestes zu tun, was auch allgemein anerkannt wurde. Wer aber mit Aufmerksamkeit die ganze Feuerbekämpfung – wie z. B. beim ersten Brand des Hofes Nicolai Carlsen – verfolgt hatte, musste festgestellt haben, dass die Führung versagte. Im Eifer, das Feuer zu löschen, liefen die Männer unkontrolliert nebeneinander her, während eine bedeutende Bekämpfungsstelle unbesetzt war.
Nachdem Bliesmann, der vorher die Feuerwehrschule besucht hatte, nicht mehr Amtswehrführer war, wurde Christian Andersen sein Nachfolger. Obwohl man diesem alten gedienten Soldaten, der als Sergeant bereits in der Formation Lettow-Vorbecks gedient hatte, eine überlegene planmäßige Führung zugetraut hatte, und er auch einen Lehrgang in der Feuerwehrschule machte, ist er als Amtswehrführer in praktischer Hinsicht für die Leitung der Bramstedter Wehr zumindest kein leuchtendes Vorbild geworden, obwohl er militärisch gesehen wohl ein Vorbild war.
Als die Wehr 1932 zum ersten Mal bei einem Hofbrand von Nicolai Carlsen alarmiert wurde, war nach den neuesten Bestimmungen ein Befehlsstand eingerichtet worden, der in diesem Falle nun vom Amtswehrführer besetzt war. Es zeigte sich hier leider, dass eine Übersicht fehlte. So entstand für das Wohnhaus eine unmittelbare Gefahr, als das Feuer in dem Zwischenhaus sich immer näher heran fraß. Die Stahlrohre waren aber auf das Feuer gerichtet und natürlich mit Recht; aber einen Augenblick wurde die größte Gefahrenstelle übersehen. In diesem Augenblick erschien Andreas Hansen aus Ladelund mit einem Handfeuerlöscher. Ein paar schnelle Leute brachten eine Leiter. Andreas Hansen bediente selbst den Löscher und bannte zunächst die größte Gefahr. Diese Tatsache wurde erst später am Befehlsstand bekannt, als ein Melder die Umgruppierung einer Stahlrohrmannschaft forderte. So wurde das Wohnhaus gerettet.
Um diese Zeit veranstaltete man in Flensburg einen Landesfeuerwehrtag, den ein Teil der Bramstedter Wehr mitmachte. Wir mussten leider mit unseren billigen, schon etwas abgetragenen Uniformen erscheinen. Die Röcke wurden erst mal bei einem Schneider behandelt. Mit Hilfe einer Portion Appretur wurden sie frisch aufgebügelt. So traten wir u. a. zu einem Fackelzug an, der vom Nordertor zum Südermarkt marschieren sollte. Es regnete ununterbrochen. Bevor wir den Südermarkt erreichten, klebten mir die Finger an beiden Händen zusammen, die Fackel war in der Hand festgeklebt. Ich wusste zunächst gar nicht, warum, bis ich an dem Schneider dachte, der es bestimmt zu gut gemeint hatte aber wegen des Regens besser weniger getan hätte. Wir wurden als Feuerwehrleute zu Hunderten gut durchnass, so daß uns fast der ganze Spaß verging. Es war ja immerhin ein ganz großer feierlicher Tag – sollte es mindestens sein! Er wurde im nationalsozialistischen Stil aufgezogen und so änderte sich einiges auch für die kleinen Feuerwehren in der nun folgenden Zeit.
Die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr“ fiel weg. In Zukunft hieß es: „ Amtsfeuerwehr-Löschzug Bramstedt“. Mit der Umbenennung gab es aber auch andere einschneidende Veränderungen. Mancher war nicht ganz damit einverstanden. Doch was wollte man unternehmen. Die bisher gute Kameradschaft wollte man nicht verlieren. Aktiv in der Partei (NSDAP) wollte man auch nicht gerne sein. So war und bleib man wenigstens in einem gleichgeschalteten Verein als schlichter und Heimat liebender Feuerwehrmann.